Marathon des Sables Marokko
Der berühmte Marathon des Sables. Tradition seit 34 Jahren. DER Wüstenlauf schlechthin. Ein riesen Starterfeld. Wie wird mir der sportliche Abschluss des Projekts Run for Children gelingen?
1. Etappe
Marathon des Sables. Der bekannteste Wüstenlauf. 250km in der marokkanischen Sahara. Pünklich 9 Uhr morgens geht es traditionell mit „Highway to Hell“ los. Patrick Bauer gibt zum 34. Mal das Startzeichen. Kamerahelikopter begleiten die 788 Starter auf den ersten Kilometern. Alles etwas überdreht. Oder einfach ein Wüsten-Volkslauf? Viele Neulinge, die noch nie ein Mehrtagesrennen bestritten haben. Viel zu schnell geht es los. 32,5km durch Sand, Steinwüste, trockene Flussläufe und abgelegne Dörfer. Alles top organisiert. 500 Freiwillige sorgen für reibungslose Abläufe. 50 Mediziner stehen für den Ernstfall bereit. Kommt gut. Die nächsten Tage werden in der Hitze kein Kinderspiel. Heute lief es wie am Schnürchen.
2. Etappe
Es geht richtig in den Sand. Das grösste Dünengebiet „Erg Chebbie“ gilt es zu durchqueren. Kurzer Anlauf 6km, dann geht’s ab. Während einige durch die Hügel tanzen, komme ich mit dem weichen Sand und dem ständigen auf und ab gar nicht zurecht. Werde vom gefühlt ganzem Läuferfeld überholt. Am Ende kommt dann noch ein angesagter Sandsturm dazu. Bin froh, nach 13km raus aus den Sandbergen zu sein. Das war eine richtig harte Nummer. Für einige zu viel, der Helikopter landete mehrmals. Die Hitze und extrem niedrige Luftfeuchtigkeit von 5% laugen aus. Auf der letzten Passage durch Steinfelder konnte ich dann wieder überholen. Die heutigen 34km waren anspruchsvoll, aber kein Killer. Es zählt das Ankommen.
Ich werde alles geben, um am Samstag in Ouarzazate das Projekt Run for Children erfolgreich abzuschliessen. Noch fehlen ein paar Spendengelder, um die Bibliothek fertig zu bauen.
3. Etappe
Am 3. Tag ging es heiss her beim Marathon Des Sables. 38km durch Steinwüste, immer wieder Dünenpassagen und kaum Wind. Trinken, Elektrolythaushalt aufrecht halten und essen. Bei Ankunft im Camp gibt es für jeden Teilnehmer 6l Trinkwasser. Das muss reichen bis zum 1. Checkposten am nächsten Tag. Essen bereitet jeder selbst zu, das Wasser dafür wird mit Esbit oder dürren Sträuchern erhitzt. Die Zelte im Camp sind bereits aufgebaut, wenn die Läufer die Ziellinie erreichen. Schwarze Berberzelte, an zwei Seiten offen, mit Holzstangen fixiert. Darin ein ausgerollter schwerer Teppich. Wenn der Wind pfeift, ist der Teppich voll Sand. Nichts langlebiges. Über Nacht versuchen wir eine Seite mit Steinen am Boden zu halten, damit der Sand nicht andauernd ins Gesicht bläst. Acht Mann/Frau teilen sich so eine Schlafstätte. Gemütlich ist anders. Aber dafür geht man ja auch nicht in die Wüste. Morgen folgt die Königsetappe. Einige sind schon recht angeschlagen. Schaun mer mal…
4. Etappe
Königsetappe. 78km durch die Sahara. Heiss, windig, anspruchsvoll.
Wie würde ich das Laufen in der Wüste beschreiben? Hart. Es ist weit weg von dem, was wir gewohnt sind. Die Hitze und niedrige Luftfeuchtigkeit von 5% machen dich fertig. Zum Glück war es heute teils bewölkt und die Sonne knallte nicht so extrem herunter. Die Sandpassagen fordern extrem viel Kraft. Ich bin immer wieder erstaunt, wie manche da durchrennen. Ich kann mit dem feinen, weichen Untergrund nicht umgehen. Die Schotter- und Lavafelder lassen sich gut laufen. Der Körper riegelt aber aufgrund der hohen Temperatur ab. Trinken, Salztabletten, Verpflegung belasten zusätzlich. Die meisten Probleme haben Läufer mit der Ernährung und den Füssen. Jeden Tag steigen Einzelne aus.
Am frühen Nachmittag hat uns dann ein Sandsturm erwischt. Plötzlich verdunkelt sich der Himmel, peitschender Wind mit Sand nadelt auf die Haut. Die Sicht war noch akzeptabel und wir kamen lagsam voran.
Nach 30min war der Spuk vorbei. An den Verpflegungsposten gab es heute für 10km Abchnitte teils 2l Wasser. Dringend notwendig. Runterkühlen, trinken. Während einige längere Pausen machen, pushe ich durch die Stationen. Verpflegen geht unterwegs. Einige Anstiege sind dabei, da kann man gut essen. Im Kopf hatte ich ständig Schweinebraten mit Knödeln und Kraut. Warum auch immer! Das esse ich sonst das ganze Jahr nicht. Jetzt steht es aber auf der Wunschliste ganz oben. Am letzten Checkposten, nur 6km vor dem Ziel überkam mich dann auch ein Miniproblem. Ein Schluck Wasser und eine Salztablette haben mir den Magen zugemacht. Bekam das aber wieder in den Griff und konnte die letzten Kilometer nochmal richtig Gas geben. Nach 11.47h im Dunkeln im Camp ging dann für eine halbe Stunde nichts mehr. Auf dem Teppich liegend, zitternd musste ich mich erstmal sammeln. Ausgepowert. Kein Saft mehr.
Unerfreulich: Unsere einzige Frau im Zelt musste mit Magenproblemen aufgeben.
5. Etappe
Done! Die letzte gewertete 5. Etappe über die klassische Marathondistanz ist Geschichte. Marathon des Sables als 7/7/7 erfolgreich absolviert. Und mit Platz 98 auch noch ein anständiges Ergebnis erzielt.
Was aber mehr zählt, sind die Erlebnisse. In den vergangenen 7 Monaten habe ich alles gegeben, damit der Run for Children ein Erfolg wird. An Grenzen gehen und darüber hinaus, um Kindern in Nepal eine bessere Bildung zu ermöglichen. Ich habe auf dem Weg viele Läuferkollegen kennen gelernt, die sich für Charity-Zwecke einsetzen. Wenn man in der Welt unterwegs ist, sieht man unsere Errungenschaften mit anderen Augen. Es ist nichts selbstverständlich. Und ich bin mehr denn je davon überzeugt, dass wir einander helfen können und müssen. Ich möchte euch begeistern, das Projekt Run for Children zu unterstützen und damit die Fertigstellung der Bibliothek in Mainapokhari zu ermöglichen. Jeder noch so kleine Beitrag zählt!
Wie aber lief die letzte Etappe in der Sahara? Wieder als gesplitteter Start ging es heute für mich mit den besten 150 Läufern erst um 10 Uhr los. Erstaunlich kühl am Morgen. Wir haben die 3h, die wir später dran waren in Zelten gebibbert. Die Strecke war dann alles andere als langweilig. Nach 6km ging es eine Sandwand hoch. Oben im letzten Teil sogar am Seil. Der folgende Downhill hat dafür dann richtig Laune gemacht. Konnte hier über die Steine tanzend viele überholen. Die kamen aber alle zurück in der anschliessenden Duenenpassage. Ich werde es hier noch ein letztes Mal erwähnen, dass Sand und ich keine Freunde sind. Mehrere Kilometer auf flachen Salzflächen machten schon wesentlich mehr Freude. Nochmal richtig auspowern. Dazwischen standen immer wieder anspruchsvolle Berge, natürlich mit Sand im Weg. Auf den letzten 3km war das Camp schon in Sichtweite. Nochmal all out! Und dann war sie da, die Ziellinie. Kann noch nicht beschreiben, was ich da gefühlt habe.
Natürlich super happy. Heute sind mir aber auch die anderen sechs Laeufe durch den Kopf gegangen. Jetzt werde ich erstmal alles verarbeiten und dann gibt es noch eine Zusammenfassung des Marathon Des Sables. Morgen gehen wir auf eine kurze 6km Solidarity Etappe. Laufen gemeinsam mit Kindern für einen guten Zweck. Besser kann das hier nicht enden.
Damit ihr mal einen Eindruck bekommt, wie der Marathon Des Sables logistisch so aufgebaut ist: links im Bild die 110 schwarzen Läuferzelt. Rechts in weiss über 70 Zelte des Veranstalters für Media, Mediziner, Catering für Helfer und Betreuer, Kühlung etc. 20 Militärfahrzeuge mit Besatzung waren täglich zum Schutz des Events ums Camp verteilt. Unzählige Begleitfahrzeuge und Quads kommen hinzu. Abfall wird in einem LKW vor Ort recycled. Es bleibt nichts in der Wüste zurück. Ein gigantischer Aufwand!
Und so nimmt das Projekt Run for Children vorerst sportlich ein gutes Ende.
Ein grosses Dankeschön an die Partner, die uns beim RunForChildren unterstützen: